Evangelische Kirche
St. Peter
Zwischen mächtigen Wehrkirchenmauern öffnet sich das schmiedeeiserne Tor zur Treppe, auf der man zum spätgotischen Kleinod von Partenheim hinaufsteigt. Links neben dem Eingang der ehemaligen Peterskirche erinnert ein Relief aus dem Jahre 1435 an "das Wunder von Partenheim": Flammen umzüngeln eine Monstranz mit Hostien, die laut Inschrift unversehrt blieben, als die romanische Kirche 1435 niederbrannte. Dieses Wunder machte die heutige, kurz danach erbaute Kirche zur vielbesuchten Wallfahrtsstätte.
Den Eintretenden überrascht der von Licht erfüllte, edle Chorraum mit Sterngewölbe, dessen Gestaltung den Einfluß oder Entwurf des Baumeisters Madern Gerthener erkennen läßt, der 1435, kurz vor dem Baubeginn der Kirche in Partenheim starb und deutliche Übereinstimmungen in gotischen Kirchen zu Frankfurt, Oppenheim, Armsheim und in der Memorienpforte des Mainzer Domes hinterlassen hat. Der Schlußstein des Partenheimer Chorgewölbes zeigt den Kirchenpatron St. Petrus. An den Schnittpunkten der Gewölberippen blicken außer zwei dämonischen Fratzen die Köpfe typischer "Rheinhessen" von 1450 auf die Gemeinde herab. Eine Rarität wie diese sind die psalter- und lautespielenden Konsolenengel an beiden Seiten des Chores und die Bemalung des gesamten Gewölbes mit Heilkräutern. Der feinprofilierte Triumphbogen umrahmt einen lebensgroßen Kruzifixus aus dem Jahre 1450. Gotisch ist auch die mit Blendmaßwerk verzierte Holzkanzel. Die verbliebene Ausstattung läßt auf den früheren Reichtum dieser Kirche schließen, deren Erzpriestern in katholischer Zeit 41 Pfarreien unterstanden. Ihre spätgotischen Chorfenster - mit den Wappen stiftender Ritter - zählen heute zu den Kostbarkeiten des Darmstädter Landesmuseums. Die gotischen Ölgemälde des "Partenheimer Altars", die das Hostienwunder und eine Pilgerprozession mit der "Wundermonstranz" zeigen, sind im Mainzer Landesmuseum zu bewundern; mit ihnen zwei wertvolle Heiligenfiguren der Riemenschneider-Schule.
Zum "Pilgerziel" von Kunsthistorikern wurde die Partenheimer Kirche dennoch durch ihre gotische Ausmalung, von der 1875 beträchtliche Teile entdeckt und 1967 endgültig von falscher Übermalung befreit worden sind. Nennen lassen sich hier nur der riesige Christophorus an der rechten Chorwand, die Verkündigung und die zarte Pieta im Rosenkranz über der Kanzel, das drastische Jüngste Gericht im südlichen Seitenschiff und die fesselnde Bilderfolge an der nördlichen Längswand, die man heute als Darstellung der Zehn Gebote (rechts) und der Ägyptischen Plagen (links) bezeichnet. Im romanischen Turmsockel, den das Feuer von 1435 verschonte, blieb an der Sakristeiwand eine gemalte Kreuzigung aus der Zeit um 1400 erhalten.
Bedeutend ist die Kirche schließlich auch als Grablege des Adels. Im südlichen Seitenschiff zeigt sich auf seinem Grabstein stolz der Ritter Eberhard Stoltz von Gau-Bickelheim (verst. 1439). Links neben dem Eingang präsentiert sich in aufwendigem Säulenepitaph und in kostbarer Prunkrüstung Hans Reinhard von Wallbrunn (verst. 1596). Rechts von der Tür erinnert eine große Schrifttafel an Ferdinand Reinhard von Wallbrunn (verst. 1770), der Herzoglich-Württembergischer Staats- und Kabinettsminister war. Die künstlerischste Arbeit ist das Grabdenkmal für Kuno von Wallbrunn (verst. 1522) rechts neben der Empore, auf der eine Prachtorgel des Saarbrücker Hoforgelbauers Johann Selb aus dem Jahre 1783 die Raumwirkung festlich beschließt.
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