St. Peter Partenheim: Fresken
Ein Bilderstapel mit den 10 Geboten
St. Peter in Partenheim: Fresken des Spätmittelalters
Allgemeine Zeitung Mainz - 1990. Von MARIANNE HALBEY
Die evangelische Kirche in Partenheim stammt zum größten Teil aus der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts. Von der romanischen Kirche, die 1435 einem Brand zum Opfer fiel, sind nur die unteren Geschosse des Turms erhalten. Er wurde Ende des 15. Jahrhunderts aufgestockt, 1747 noch einmal erhöht und mit seiner jetzigen barocken Haube abgeschlossen.
Bei der Feuersbrunst 1435 fielen laut Überlieferung die Hostien unversehrt zu Boden. Dieses "Hostienwunder", von dem ein Relief neben dem Südportal berichtet, zog sofort Wallfahrer an und wurde Anlaß zum schnellen Baubeginn des gotischen Chorraums zwischen 1435 und 1450.
Von außen ist der Chor schmucklos und unauffällig. Der Bau des niedrigeren Kirchenschiffs und des noch niedrigeren Seitenschiffs folgte nach einer Bauunterbrechung in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts, ebenso die Ausmalung der Kirche.
Durch reich profilierte spitzbogige Portale im Süden und Westen betritt man das Kircheninnere. Sofort zieht der hohe helle Chorraum die Blicke an. Er besteht aus einem kurzen Joch und einem 5/8-Chorabschluß mit prächtigem Stern-Netzgewölbe. Reich gegliedertes Maßwerk, gekrönt von verschiedenartig angeordneten Fischblasen, kündet von der einstigen Eleganz der Fenster, deren ursprüngliche Gläser, wie auch der Hochaltar in den Landesmuseen in Darmstadt und Mainz neue Heimstatt gefunden haben.
Fast wie ein Zentralbau muß dieser Chorraum gewirkt haben, ehe die jeweils drei Joche von Haupt- und Seitenschiff angebaut wurden. Achteckpfeiler und die ihnen vorgelegten Dienste tragen auch hier ohne Kämpferzone, ohne Kapitelle die Bögen und Gewölberippen.
Der Baumeister ist wahrscheinlich im Umkreis von Madern Gerthner aus der Frankfurter Bauhütte zu suchen, der auch zeitweise am Mainzer Dom gearbeitet hat und kurz vor Baubeginn der Kirche in Partenheim hier verstorben ist. Ähnlichkeiten in Stilelementen sind unverkennbar. Verwandtes ist im Oppenheimer Westchor und in unmittelbarer Nähe von Partenheim, in St. Johann, zu finden.
Wesentlichen Anteil an der Bedeutung der Partenheimer Peterskirche haben die 1967 freigelegten, mehr oder weniger gut erhaltenen mittelalterlichen Fresken. Das älteste Fresko entspricht der Tafelmalerei bald nach 1400 und befindet sich im Erdgeschoß des alten Turms. Es stellt Maria und Johannes trauernd neben dem Gekreuzigten dar. Im Chor an der Südwand trägt ein riesengroßer St. Christopherus das Christuskind durch den Fluß.
An der südlichen Seitenschiffwand befindet sich ein Fresko des thronenden Weltenrichters mit Schwert und Lilie über der Erdkugel. Darunter steigen die Toten aus ihren Gräbern und werden die Verdammten in den Höllenschlund geführt.
Wohl die interessantesten und am besten erhaltenen Bilder sind in Blöcken von je zehn Szenen, ebenfalls an der Nordwand, zu sehen. In gemalten rechteckigen Rahmen sind rechts die Zehn Gebote jeweils in ihrer Übertretung dargestellt; sie sind von oben nach unten zu lesen: Anbetung des goldenen Kalbs; ein Landsknecht schwört falsch vor einem Bildstock; ein Mann verrichtet am Sonntag Feldarbeit; Kinder schlagen ihre Eltern; ein Mann erschlägt einen ändern; ein Paar betreibt Ehebruch; ein Zeuge schwört falsch vor einem Richter; ein Mann stiehlt etwas aus einer Truhe; ein Paar im Bett; ein Mann streckt die Hand aus nach Hab und Gut eines andern. Links daneben sieht man zehn Szenen von des Pharaos Traum und Josephs Deutung mit den ägyptischen Plagen.
Beachtliche Grabmäler der Patronatsherren und Adelsgeschlechter Partenheims sind an den Wänden verteilt. Diese Familien von Bolanden, Wallbrunn, Partenheim und andere stifteten die Fenster und Wandmalereien und gewiß auch den Bau der gesamten Kirche. Sie diente den Herren des benachbarten Schlosses als Grabeskirche. Schloß und Kirche waren durch einen inzwischen zugeschütteten unterirdischen Gang miteinander verbunden.